200-jähriger Kuhstall wird zu Ferienhaus
Neues Haus im alten Kuh- und Heustall
Beat (56) und Cornelia Coray wohnhaft in Wynigen BE haben in einem uralten Heu- und Kuhstall ein Haus gebaut. Wo früher Heu und Kühe untergebracht waren, ist heute ein Haus, wo die Familie oder Feriengäste abseits von Hektik und Lärm gern ihre Ferien verbringen.
Es ist ruhig an der Via Crap Cavalè 13 im 300-Seelen Dorf Ruschein auf 1'150 m.ü.M. Das Dorf liegt auf einer Sonnenterrasse oberhalb des Städtchens Ilanz, auch bekannt als die erste Stadt am Rhein.
200-jähriger Heustall wurde zum Ferienhaus | Heustall vor dem Umbau von 1996 / 2006 |
«Hier kommen wir zur Ruhe und können uns von der Hektik und dem Alltag am Wohnort im «Unterland» erholen, erzählt das Ehepaar. Der Vater Beat ist hier im Dorf Ruschein aufgewachsen. Der grösste Teil seiner Verwandtschaft lebt in Ruschein und Umgebung. Beat konnte, den bereits zur Hälfte ausgebauten Stall im Jahr 1996 von seinem Bruder erwerben. Dieser hatte das Anwesen mit einem ebenfalls rund 200-jährigen Haus daneben als Erbe von den Eltern vorbezogen und sowohl das Haus wie auch den Stall ausbauen lassen. Haus und Stall gehörten früher zusammen. Der Vater von Beat erbte seinerseits Haus und Stall von seiner Mutter, also der Grossmutter von Beat. Das Haus blieb einige Zeit leer und diente zeitweise als sehr einfache Militärunterkunft. Der Heustall wurde zeitweise vermietet, bevor er schliesslich umgenutzt wurde. Diverse Interessenten wollten dem Vater von Beat das Anwesen für möglichst wenig Geld abkaufen, jedoch blieb der Vater standhaft und behielt das Anwesen in Familienbesitz.
Gelungener Umbau von Haus und Stall
Der bekannte Vriner Architekt Gion A. Caminda wurde für den Umbau des Hauses und des Heustalls beigezogen. Caminda war es ein Anliegen, beide Objekte möglichst sanft und mit wenig Veränderungen nach aussen zu gestalten. So wurde z.B. beim Haus bewusst auf einen Anbau einer Terrasse verzichtet, was erlaubte, die schöne Ansicht zu bewahren.
Beim Heustall entschied man sich für das Obergeschoss die Rundbalken beizubehalten und die Innenräume wie eine Art «Schuhschachteln» hineinzuplatzieren.
Als Beat 1996 in den Heustall einzog, zeigte sich jedoch rasch, dass die Rundbalken vor den grossen Panoramafenstern, die die ganze Front einnehmen als störend wahrgenommen wurden. So entschied er sich mit Erlaubnis des Bauamts, die Balken vor den Fenstern zu entfernen, was sich als gelungen zeigte. Neu strömte viel Licht in die hell gestalteten Räume ein.
Kaum sichtbare Veränderungen von aussen
Von aussen sind an beiden Objekten kaum Veränderungen sichtbar.
Beim Heustall wurde der Unterstand an der Strassenseite davor neugestaltet, sodass ein praktischer Parkplatz entstand. Der Rundholzbau wurde fast ganz erhalten. Beim Obergeschoss entstanden neue grosse Fenster für Licht und eine herrliche Aussicht in die Bündner Bergwelt.
Neuer Eingang mit Überdachung. Die Heustalltüren blieben auch erhalten | Die alte «Suosta» wurde geöffnet |
Haus links und Stall | |
Ebenfalls die für Heuställe typisch angebrachte Kornhiste blieb bestehen und in einen kleinen, aber feinen Balkon umgestaltet.
Das neue Haus ist klar in einen Wohn- und Schlafbereich unterteilt. Der Wohnbereich ist im Obergeschoss mit den Panoramafenstern, der Schlafbereich im Erdgeschoss. Das Erdgeschoss, also dort, wo früher die Kühe und das Kleinvieh untergebracht wurde, blieb gegen aussen praktisch unverändert. Da der Innenraum des Stalls nicht durch eine Rundholzkonstruktion, sondern mit «Strick» vorlag, konnte der neue Innenraum flexibel umgestaltet werden. Die Wände im Obergeschoss wurden weiss gestrichen, sodass die Räume durch das einfallende Licht der Panoramafenster sehr hell erscheinen. Tritt der Besucher in den Raum, ist er oft sehr erstaunt, wie hell es im Innern ist. Wo früher also das Heu gelagert wurde, empfangen den Besucher neu ein helles Wohnzimmer, eine helle Wohnküche sowie ein WC.
Erweiterung des Untergeschosses im Jahr 2006
Im Jahr 2006 ergänzte ein zweites Kind die Familie Coray, sodass der bestehende Raum im Obergeschoss nicht mehr genug Platz bot. Somit entschieden sich Beat und Cornelia, das Untergeschoss vom Schwiegervater, der damals noch ein eigenes Schreinergeschäft im Bernbiet hatte, umbauen zu lassen. In dieses Untergeschoss führt neu eine Innentreppe in das geräumige Doppelschlafzimmer und in das kuschelige Kinderzimmer mit Kajüttenbetten, eben dort, wo früher «Kleinvieh» untergebracht war.
Umbau des Untergeschosses (Stall) von 2006 | Das geräumige Schlafzimmer |
Und das 3-Bettzimmer nebenan | |
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Vom Doppelschlafzimmer gelangt man direkt auf den Sitzplatz an der Südseite. An schönen Sommertagen lässt sich hier wunderbar das Frühstück an der Sonne einnehmen und während des ganzen Tages kann der Platz als Ort der Entspannung genutzt werden. Wer noch mehr die Aus- und Übersicht geniessen will, nimmt eine Auszeit auf der ehemaligen Kornhiste. Von dort aus geniesst man die herrliche Aussicht auf die Bergwelt und über das Dorf.
Vermietung sollte kalte Betten verhindern
Mit dem Resultat vom aussergewöhnlichen Haus, das im Innern des Kuh- und Heustalls erstellt wurde, sind alle glücklich. Einer glücklichen Fügung ist es zu verdanken, dass Beat und Cornelia das Haus im Jahr 2008 mangels Interessenten nicht verkaufen konnten und sich entschieden haben, das Haus als Ferienhaus zu vermieten. Das Projekt «Ferienhaus Coray Ruschein», das 2008 von Beat und Cornelia mit einiger Ungewissheit begonnen hatte, darf 2024 sein 16-jähriges Bestehen feiern. In dieser Zeit durften schon dutzende zufriedene Gäste erholsame Ferien im umgebauten Heustall verbringen. Davon zeugen zahlreiche Textbeiträge und Zeichnungen im Gästebuch.
Bezug zur Heimat auch für die nachfolgende Generation
Für Beat und Cornelia ergab es sich von selbst, einen grossen Teil der Ferien im Ferienhaus in Ruschein zu verbringen, da dies für sie zur zweiten Heimat geworden war. Die Kinder nahmen sie immer mit und als diese mobil wurden, war die ganze Familie zunächst zu dritt und dann zu viert in der näheren oder weiteren Umgebung spazierend und wandernd unterwegs. Die Liebe zur Bergregion blieb bestehen, sodass Sohn und Tochter auch als Teenager immer noch sehr gerne wandernd mit Vater und Mutter unterwegs sind. Neben zahlreichen Wanderungen in der nahen und weiteren Umgebung konnte die Familie im Jahr 2021 das Wanderprojekt «Senda Sursilvana» im Sommer zusammen angehen. Diese Weitwanderung begann mit der ersten Etappe am Oberalp Pass und führte in sechs Etappen über Ruschein bis nach Chur hinunter. Für alle war diese Langwanderung durch die ganze Surselva ein besonderes Erlebnis, an das sie sich gerne erinnern.
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